Die Kurve am Himmel   Architektur in London heute

19.12.2018

... oder was mir bei den Spaziergängen so auffällt

Architektur artikuliert die Bewegung des Menschen und die durch Wände und Öffnungen definierte Wahrnehmung des Raumes. Der Architekt Norman Foster, der mit dem zukunftsweisenden Buckminster Fuller gearbeitet und von ihm gelernt hat, repräsentiert mit seinen Bauwerken die führende moderne und nachhaltige Architektur. Er denkt technologisch, bleibt aber der Natur und der indigenen Architektur verbunden. Foster betont die Wichtigkeit von Licht, Weitwinkelperspektiven und die Lage des Gebäudes in Bezug auf die Sonne, den Himmel und die Landschaft, da Architektur auch ein gutes Gefühl vermitteln soll.

Im Hearst Tower in New York City hat Foster den historischen Sockel mit einer zukunftsweisenden, nachhaltigen Architektur aus Glas und Stahl kombiniert. Während der ältere Sockel kompakt und geschlossen wirkt, erscheint die Fassade des Neubaus darüber, bedingt durch große Fenster, die mit einem feinen scheinbar leichten Stahlnetz überworfen sind, hoch transparent.

Hier führte Foster die gekurvte Architektur ein, die ein visuelles Spiel mit menschlicher Wahrnehmung zelebriert. Die Kurve wurde auch zum Schlüsselelement des neu errichteten Principal Towers im Londoner Stadtteil Shoreditch, dem Finanz- und Kreativviertel der Stadt. Foster krümmte die Fensterfronten, so dass mehrere Ansichten möglich sind, um den Bewohnern einen optimalen Blick auf die Skyline von London zu bieten, – Foster behielt aber eine harmonische und ausgewogene Architektur bei. Um dies zu erreichen, versetzt er Innen nach Außen: der Kern des Wolkenkratzers wird auf die Fassade übertragen.

Der Tower repräsentiert einen Trend in der neugebauten Londoner Architektur, er gehört zu jenen Wahrzeichen, die die Skyline der Stadt seit etwas mehr als einem Jahrzehnt verändern. Dieser Trend wird den Stil der Stadt und den Lebensstil der Bewohner maßgeblich beeinflussen. Der historisch gewachsene Kern der Stadt bleibt stabil und raffiniert stylisch, abwechslungsreich an Ornament. An seinen Rändern - insbesondere an der Themse und im Osten - durchbrechen Wolkenkratzer das Flair der historischen Architektur. Es sind neue Wohnhäußer, die die traditionellen langen Wohnstraßen mit ihren eng aneinandergereihten Terrassenhäusern ablösen. Denn das New Yorker Konzept der Wolkenkratzer-Mikrogemeinschaften ist jetzt in London – einer acht Millionen Metropole – auch Realität und wird sich weiter entwickeln. Der Trend folgt Fosters Meinung, dass sich Städte zu kompakten Gemeinden entwickeln und das lässt sie nach oben wachsen.

Fosters Meisterwerk für Wohndesign bietet die ultimative Lebensfreude in einer realisierten architektonischen Hightech-Idee. Sie ist nicht günstig zu haben, - keine Überraschung in London. Für den Fall, dass es derzeit nur ein kleineres Budget gibt, kann beispielsweise auch ein Dachfenster in der obersten Etage eines vierstöckigen Reihenhauses in einem der zentrumsnahen Stadtvierteln Londons reichen, in der Tat. Es öffnet sich zum Himmel und lässt am frühen Morgen ein kleines Schlafzimmer wunderschön erstrahlen.